Als Kind wollte ich immer, wie so viele Mädchen, reiten lernen. Meine Mama war darüber wenig begeistert und so besuchte ich den ungefährlichen Rock n’ Roll Tanzunterricht, anstatt das Reiten zu erlernen.
Als ich schliesslich mein eigenes Geld verdiente ging es nicht lange und ich erfüllte mir meinen Wunsch und ging ca. zwei Jahre lang wöchentlich in die Reitstunde. Bäm – wie aus dem Nichts erkrankte ich an Diabetes Typ 1. Ganz zu Beginn wollte ich erstmals keinen Hobbys mehr nachgehen. Ich fühlte mich schon unsicher, wenn ich einfach nur so das Haus verliess, Zug fahren musste und so weiter. Wie sollte ich da beispielsweise noch auf ein Pferd steigen!? Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das mit einer gewissen Unsicherheit die Welt aufs Neue entdeckte. Irgendwann kam natürlich doch der Punkt: Ich möchte wieder zurück zur Normalität, zu meinem Leben vor dem Diabetes. Ich nahm dann erneut Reitunterricht, aber nur dreimal oder so. Die Frage nach meinem Blutzucker blieb ständig in meinem Kopf. Ist er immer noch genug hoch? Zu hoch? Merkt es das Pferd? Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, unruhig und unsicher, so liess ich das Reiten bald wieder bleiben.
Nun bin ich im Urlaub auf Föhr, einer Insel an der Nordsee. Es werden Wattritte angeboten. Da meine Cousine ebenfalls mit in den Ferien ist, wir sind total zu fünft, und sie als Kind/Teenager ein eigenes Pferd auf dem Hof ihrer Eltern hatte, entschieden wir uns kurzerhand einen solchen Wattritt zu machen. Kaum angemeldet kamen Zweifel auf: das erste Mal seit langem wieder auf dem Pferd. Weiss ich noch, wie das geht? 2.5 Stunden draussen unterwegs – ist das nicht zu lange? Merke ich ein drohendes Hypo auf dem Pferd? Die Gruppe ist gross und ich möchte nicht, dass wir alle meinetwegen anhalten müssen. Manchmal macht man sich einfach viel zu viele Gedanken :D
Meine Nervosität wuchs und wuchs, ich schlief schlecht. Als es dann losging und ich mein Pferd zugeteilt bekam, war ich erleichtert. Ein süsser, eher kleiner Fratz war das (siehe Foto).
Genau richtig, um es wieder zu probieren. Bevor ich aufstieg checkte ich nochmals kurz meinen Blutzucker gefühlt zum tausendsten Mal an diesem Morgen und war froh, dass er zu hoch war. Dies war mir ausnahmsweise viel lieber als umgekehrt. Die 2.5 Stunden verflogen wie im Flug.
Wir trabten, galoppierten und hatten enormen Spass auf dem Watt. Meine Angst um den Blutzucker konnte ich tatsächlich etwas vergessen und den Ausritt geniessen. Vielleicht sollte ich mein Hobby zurück in der Schweiz wieder aufnehmen…😊 Reitet von euch jemand? Wie geht es euch dabei? Macht ihr euch ebenfalls so viele Gedanken?
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